Mit dem Digitalen Produktpass zur Kreislaufwirtschaft

Allgemein

Der Digitale Produktpass (DPP) enthält Produktinformationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Er macht diese zentral und standardisiert zugänglich und erhöht damit die Transparenz von Lieferketten. Dies unterstützt den Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft in der Europäischen Union (EU).  

Eine Schachtel, das auf einem Klemmbrett steht und auf dem eine Schleife mit der Aufschrift "Best Quality Certified" angebracht ist.
© storyset / Freepik

Die EU verfolgt im Rahmen des European Green Deal das Ziel, die Wirtschaft von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft umzuwandeln. Dieses Vorhaben ist im Circular Economy Action Plan (CEAP) definiert [1] [2]. Ziel einer Kreislaufwirtschaft ist der reduzierte Verbrauchs von Rohstoffen, indem Produkte geteilt oder geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise müssen dem Kreislauf weniger neue Rohstoffe zugeführt werden [3] [4].

 

Darüber hinaus arbeitet die EU daran, ihre Abhängigkeit von Rohstoffen aus Drittstaaten zu verringern [5]. Um Produkte und Rohstoffe zu diesem Ziel im europäischen Kreislauf zu binden und zirkuläre Ansätze zu ermöglichen, sind umfassende Informationen erforderlich – unter anderem über die Inhaltsstoffe des Produkts, ihre Qualität und Herkunft [6]. An dieser Stelle setzt der DPP an.  

 

Der Digitale Produktpass

Der DPP kann über QR-Codes oder vergleichbare Technologien zur Produktidentifikation abgerufen werden [7]. Er enthält Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Die so geschaffene Transparenz ermöglicht es Verbraucher*innen, besser informierte Kaufentscheidungen zu treffen.  

 

Darüber hinaus erleichtert der DPP die Marktüberwachung und Konformitätsbewertung. Relevante Informationen sind durch ihn für Marktaufsichtsbehörden und Konformitätsprüfstellen leichter zugänglich. Für den Reparatur- und Recyclingprozess liefert der DPP wichtige Informationen über die Komponenten eines Produkts. Dies ist beispielsweise für Batterien relevant, da einige ihrer Bestandteile bei der Entsorgung für die Verbraucher*innen gefährlich sein können. Detaillierte Informationen sind daher für den Umgang mit ihnen essenziell.

 

Fortschritte in der Entwicklung digitaler Produktpässe

Die Entwicklung der notwendigen Strukturen für die Einführung digitaler Produktpässe findet derzeit in der EU auf Grundlage der drei Anwendungsfälle Batteriepässe, Textilpässe und DPP4.0 für eine Industrie 4.0-konforme DPP-Entwicklung statt. Die EU beginnt mit der Einführung digitaler Produktpässe in ausgewählten Produktkategorien. Darunter fallen zum Beispiel Textilien, Metalle und Chemikalien [8]. Mit der Entwicklung der Grundlagen für den DPP hat die EU die CIRPASS-Initiative beauftragt, die im Rahmen des Digital Europe Programmes gegründet wurde [9]. CIRPASS konzentriert sich zunächst auf die Sektoren Elektronik, Batterien und Textilien [10]. Für den Batteriesektor befindet sich der „Batteriepass“ derzeit bereits in der konkreten Entwicklung [11]. Langfristig ist der DPP für alle Produkte geplant, die unter die neue Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (Ecodesign for Sustainable Products Regulation - ESPR) der EU fallen [12].

 

Digitale Produktpässe und Normung

Die Qualität und Vergleichbarkeit der enthaltenen Daten sind entscheidend für die Umsetzbarkeit des DPP-Konzepts. Um Interoperabilität zu gewährleisten, müssen internationale Normen und Standards entwickelt werden, die eine standardisierte Datenarchitektur definieren und Schnittstellen zu Akteuren aller Stufen der Lieferkette ermöglichen. Nur dann können alle Akteure, die in die global verlaufenden Lieferketten eingebunden sind, die relevanten Informationen bereitstellen und der DPP seine Funktion erfüllen.

 

Da die betroffenen Lieferketten-Akteure oft außerhalb der EU lokalisiert sind, müssen Normen und Standards nach Möglichkeit auf internationaler Ebene entwickelt und etabliert werden, um konkurrierende Ansätze und Standards zu verhindern. Die europäischen Konsortien, die sich der Entwicklung der DPP-Anwendungsfälle widmen, engagieren sich daher primär in den internationalen Normungsorganisationen, um europäische Ansätze möglichst global zu etablieren.

 

Die Rolle von GPQI

Das GPQI unterstützt die notwendigen internationalen Normungsaktivitäten zum DPP in den Partnerländern Brasilien, China, Indien, Indonesien und Mexiko. Die bilateralen Austausche zum DPP fördern die Transparenz von Lieferketten. So werden alle Akteure, die mit einem Produkt während seines Lebenszyklus in Berührung kommen, besser informiert.  

 

Lesen Sie hier mehr zu den Ansätzen der unterschiedlichen Länder:  
Brasilien: Brasilien - Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (gpqi.org)
China: China - Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (gpqi.org)
Indien: Indien - Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (gpqi.org)
Indonesien: Indonesien - Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (gpqi.org)
Mexiko: Mexiko - Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (gpqi.org)

 

Besuchen Sie auch die folgenden Seiten für weiterführende Informationen:  
Landscape of Digital Product Passport Standards: Landscape of Digital Product Passport Standards | StandICT.eu 2026
Normungsroadmap Circular Economy I Normen und Standards ebnen den Weg (din.de)

 

Quellen:

[1] Circular economy action plan (europa.eu)

[2] Europäischer Grüner Deal (europa.eu)

[3] Normungsroadmap Circular Economy

[4] Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile | Aktuelles | Europäisches Parlament (europa.eu)

[5] Vgl. Critical Raw Materials Act, Net Zero Industry Act

[6] Vgl. New conference paper: Requirements for the Digital Product Passport (DPP) to promote the circular economy – IWAR-SuR – TU Darmstadt (tu-darmstadt.de)

[7] FAQ – CIRPASS (cirpassproject.eu)

[8] CIRPASS-presentation.pdf (cirpassproject.eu)

[9] About CIRPASS – CIRPASS (cirpassproject.eu)

[10] CIRPASS-presentation.pdf (cirpassproject.eu)

[11] PowerPoint Presentation (thebatterypass.eu)

[12] Normungsroadmap Circular Economy, S. 175 (Deutsche Normungsroadmap Circular Economy (din.de)).

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