Deutsch-indische Zusammenarbeit zur Global Relevance Toolbox vertieft
Indien
Nationale Anforderungen in internationale Normen integrieren
Internationale Normen bieten eine gemeinsame Sprache für Handelspartner und erleichtern grenzüberschreitende Wertschöpfungsketten. Sie legen einen Stand der Technik fest, der weltweit anerkannt ist. Länderspezifische Besonderheiten wie extremes Klima – z. B. starke Regenfälle oder Hitze – können jedoch spezielle Anforderungen an die Normung mit sich bringen, die der Anwendung internationaler Normen im Weg stehen. In solchen Fällen bietet die Global Relevance Toolbox (GRT) eine Anleitung. Die nationalen Bedürfnisse können mithilfe der GRT in den Annex internationaler Normen integriert werden, ohne dass separate nationale Normen entwickelt werden müssen.
Zusammenarbeit zur Global Relevance Toolbox im Deutsch-Indischen Normungsdialog
Im Rahmen des Deutsch-Indischen Normungsdialogs der Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur findet eine Zusammenarbeit zur Anwendung der GRT statt. Am 28. Januar 2022 wurde die Zusammenarbeit in einem Fachaustausch vertieft. Diesen organisierte das Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (GPQI) gemeinsam mit der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) und der indischen Normungsbehörde (Bureau of Indian Standards, BIS). Im Fokus standen aktuelle Entwicklungen auf internationaler Ebene sowie mögliche Anwendungsbeispiele der GRT in Indien.
Gerhild Roth vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betonte die große Bedeutung des Deutsch-Indischen Normungsdialogs und der Zusammenarbeit zur GRT. Dem schloss sich J. Roy Chowdhury vom BIS an. Er hob hervor, dass internationale Normen eine wichtige Rolle für den internationalen Handel und den Abbau technischer Handelshemmnisse spielen.
Expert*innen diskutieren Chancen einer stärkeren Nutzung der GRT im indischen Kontext
Michael Teigeler, Geschäftsführer von DKE und Convenor der IEC ad hoc Arbeitsgruppe zur Anwendung der GRT (SMB adG 93), präsentierte die aktuellen Entwicklungen auf internationaler Ebene. Ziel sei es, die weltweite Anwendung von IEC-Normen durch eine stärkere Nutzung der GRT aktiv zu fördern. Die Verwendung der GRT solle in Zukunft durch einen zweigleisigen Ansatz weiter gestärkt werden. Dieser sieht neben der Entwicklung eines praktischen Leitfadens zur GRT auch Informationsprogramme und technische Trainings vor.
Matthias Gommel von Siemens gab Einblicke in die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der GRT aus Sicht der Industrie. Die GRT helfe, die Normenentwicklung und -übernahme effizienter zu gestalten. Er demonstrierte Anwendungsmöglichkeiten der GRT anhand verschiedener IEC-Normen.
In zwei Diskussionsrunden besprachen die rund 40 Expert*innen deutscher und indischer Normungsorganisationen, Verbände und Unternehmen Aspekte der bilateralen Zusammenarbeit zur GRT. Die Teilnehmer*innen betonten, dass ein besseres Verständnis der verschiedenen Anwendungsfälle von entscheidender Bedeutung sei, um die Nutzung der GRT zu fördern. Ein weiterer zentraler Diskussionspunkt war die Frage nach konkreten Einsatzmöglichkeiten. Die Teilnehmer*innen einigten sich auf den nächsten Schritt: Gemeinsam möchten sie Beispiele und Sektoren für eine mögliche Pilotanwendung der GRT im indischen Kontext identifizieren.
Verankerung der Kooperation zur GRT im Arbeitsplan 2022
Die Ergebnisse des Fachaustauschs fließen in die weiteren Aktivitäten der Deutsch-Indischen Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur ein. In deren Arbeitsplan für 2022 ist die Zusammenarbeit zur GRT im Rahmen des Deutsch-Indischen Normungsdialogs bereits vorgesehen. Dieser Arbeitsplan wird auf der 8. Jahressitzung der Deutsch-Indischen Arbeitsgruppe am 16. Februar 2022 verabschiedet. Die Jahressitzung dient der Berichterstattung über die politische und fachliche Arbeit der Arbeitsgruppe sowie der Festlegung neuer Themen und Prioritäten.
Erfahren Sie mehr über die 8. Jahressitzung der Deutsch-Indischen Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur und registrieren Sie sich hier für Ihre Teilnahme.