Metrologie sichert Vergleichbarkeit und Zuverlässigkeit
Mexiko
Die hybride Veranstaltung bildete den Abschluss der Workshop-Reihe A Systemic Approach to Quality Infrastructure in Mexico and Germany. Insgesamt nahmen zwischen März und November 2021 mehr als 1.300 Personen an der Reihe teil.
Hochrangige Vertreter*innen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des mexikanischen Wirtschaftsministeriums (Secretaría de Economía - SE) erläuterten, wie die Metrologie in Deutschland und Mexiko organisiert ist. Sie erklärten die Rolle der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und des mexikanischen Metrologie-Instituts CENAM. Volkswagen Mexiko präsentierte, wie das Messwesen in der Industrie angewendet wird und welche Vorteile sich daraus ergeben. Darüber hinaus diskutierten die teilnehmenden Expert*innen aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Metrologie auf nationaler und internationaler Ebene.
Vertreter*innen von SE und BMWi eröffneten den Workshop
Alfonso Guati Rojo, Abteilungsleiter für technische Regulierung und Normung im mexikanischen Wirtschaftsministerium (SE), erläuterte die Rechtsgrundlage für das Messwesen in Mexiko. Sie ergibt sich aus dem Qualitätsinfrastrukturgesetz. Das CENAM spielt bei der Unterstützung der Regulierungsbehörden, Konformitätsbewertungsstellen und anderer Akteure innerhalb des QI-Systems eine wichtige Rolle. Dr. Ole Janssen, Unterabteilungsleiter für Innovations- und Technologiepolitik im BMWi, erklärte, wie das Messwesen in Deutschland organisiert ist. Er unterstrich die Bedeutung der Metrologie, da sie Messgenauigkeit sicherstellt und Vertrauen in Messergebnisse schafft.
Nationale Metrologie-Institute: PTB und CENAM
Der PTB-Vizepräsident Dr. Frank Härtig betonte, dass die Bundesanstalt das hohe metrologische Niveau Deutschlands und dessen internationale Anerkennung garantiert. Die PTB unterstützt zudem Entwicklungs- und Schwellenländer beim Aufbau metrologischer Infrastruktur. Darüber hinaus ist sie verantwortlich für ein Qualitätsmanagementsystem. Dieses stellt sicher, dass Kalibrierscheine, Konformitätsbewertungsdokumente und andere metrologische Auswertungen der PTB international anerkannt werden. Die PTB trägt in vielen Bereichen dazu bei, dass wir uns auf Messungen verlassen können: in der Gesellschaft, Industrie, Gesundheit, Sicherheit, Energie, Umwelt und im Verbraucherschutz.
Von mexikanischer Seite berichtete CENAMs Generaldirektor Dr. Victor Lizardi, dass sich das Institut für die Verbesserung der nationalen Messkapazitäten einsetzt. Das neue QI-Gesetz in Mexiko stärkt das nationale Messwesen im industriellen, rechtlichen und wissenschaftlichen Bereich. Das CENAM unterstützt Regulierungsbehörden darin, Instrumente für das gesetzliche Messwesen zu identifizieren und fördert die digitale Transformation.
Beispielhaft erläuterte Dr. Lizardi, dass es im Land etwa 180 Millionen Messgeräte gibt. Diese unterliegen aufgrund technischer Vorschriften einer gesetzlichen Kontrolle. Das gesetzliche Messwesen wirkt sich somit auf fast 15% des mexikanischen BIP aus. Das zeigt, dass die digitale und wissenschaftliche Metrologie an Bedeutung gewinnt.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel für Interoperabilität und Entwicklung
Es ist essenziell, zusammenzuarbeiten, um die Interoperabilität von Messungen zu gewährleisten und mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Dies betonte Dr. Härtig (PTB). PTB und CENAM verbindet eine mehr als 30-jährige technische Zusammenarbeit. Seit 1989 unterstützt die PTB die Weiterentwicklung des CENAM durch Wissensaustausch und Fortbildung von Expert*innen in verschiedenen Bereichen.
Kooperation mit der Industrie steigert Wettbewerbsfähigkeit
Auch die Industrie profitiert vom Messwesen. Laut Dr. Lizardi fördern zuverlässige messtechnische Verfahren die Wettbewerbsfähigkeit vieler Industriezweige in Mexiko. Wilhelm Kosegarten, Direktor für Qualitätskomponenten bei Volkswagen Mexiko (VWM), bestätigte diese Aussage. VWM arbeitet eng mit Wissenschaftler*innen des CENAM zusammen. Das Unternehmen hat dazu ein Ausbildungszentrum eingerichtet. Es entwickelt spezielle Mess- und Kalibriersysteme. Das Zentrum ist nach den Standards des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) zertifiziert.
Kosegarten betonte, dass VWM gemeinsam mit CENAM bewährte Verfahren und mögliche Verbesserungen bei der Automatisierung und Verifizierung von Kalibriermaschinen ermittelt. So erhöhen sie die Messgenauigkeit und senken Kosten.
Bedeutung der Metrologie für den internationalen Handel
Katharina Gierschke, stellvertretende Referatsleiterin für Akkreditierung und Konformitätsbewertung, Messwesen, Fachaufsicht PTB und BAM im BMWi, und Leonardo Rosano, Direktor für Betrieb und Regulierungsinstrumente der SE, reflektierten die Bedeutung der Metrologie für den internationalen Handel.
Gierschke betonte, dass das Messwesen und insbesondere die gemeinsamen Maßeinheiten die Grundlage für fairen Handel bilden. Weltweit spielen die nationalen Metrologie-Institute eine Schlüsselrolle. Sie machen verschiedene Systeme vergleichbar und gewährleisten eine gute Produktion unter anderem durch Kalibrierung. Vergleichbarkeit schafft Einheitlichkeit und so trägt das Messwesen zum Abbau technischer Handelshemmnisse bei.
Neue Herausforderungen für das Messwesen
Dr. Härtig (PTB) und Dr. Lizardi (CENAM) waren sich einig, dass neue Messstandards und -verfahren entwickelt werden müssen, um zukünftigen Technologien und Entwicklungen - der digitalen Transformation, künstlicher Intelligenz (KI) und Industrie 4.0 – gerecht zu werden. Mit den Entwicklungen in der Industrie Schritt zu halten und sich auf neue Anforderungen einzustellen, ist eine der aktuellen Herausforderungen der Metrologie. Auch Elektromobilität und Wasserstoffversorgung zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen sind relevante Zukunftsthemen, die das Messwesen bearbeitet.
In Bezug auf Mexiko wies Dr. Lizardi darauf hin, dass CENAM sein Messwesen digitalisiert und eine metrologische Cloud schafft. Dies unterstütze die mexikanische Industrie dabei, auf globalen Märkten und in den Wertschöpfungsketten innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das gegenseitige Verständnis von QI fördern
Die Workshop-Reihe A Systemic Approach to Quality Infrastructure in Mexico and Germany bot Raum für Austausch. Deutsche und mexikanische Expert*innen aus dem öffentlichen Sektor, der Industrie und QI-Institutionen tauschten sich zu Erfahrungen und bewährten Verfahren aus. Die Workshops förderten das gegenseitige Verständnis des deutschen und mexikanischen QI-Systems.
Im Rahmen des Deutsch-Mexikanischen Dialogs zur Qualitätsinfrastruktur setzt sich die bilaterale Zusammenarbeit fort. Das Ziel der Beteiligten ist es, QI-Systeme zu stärken und somit Produktsicherheit und Verbraucherschutz zu garantieren.