Technische Regulierung und Normung sorgen für Sicherheit und Innovation

Mexiko

Die vierte Sitzung der Workshop-Reihe diskutiert Normung und technische Regulierung in Deutschland und Mexiko.

© GIZ - GPQI/Reilly Dow

Die vierte Sitzung der Workshopreihe: Ein systemischer Ansatz zur Qualitätsinfrastruktur konzentrierte sich auf Normen und technische Regulierung in Mexiko und Deutschland. Mehr als 300 Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen nahmen an der Sitzung teil. Hochrangige Vertreter*innen aus dem privaten und öffentlichen Sektor beider Länder teilten ihr Wissen.

 

Vertreter*innen von BMWi und SE eröffneten den Workshop

Teilnehmende der Workshopreihe "Cycle of Workshops IV".
Teilnehmende der Workshopreihe "Cycle of Workshops".

Alfonso Guati Rojo Sánchez, Abteilungsleiter für technische Regulierung und Normung (Dirección General de Normas, DGN) im mexikanischen Wirtschaftsministerium (Secretaría de Economía, SE) und Dr. Thomas Zielke, Leiter des Referats Nationale und Internationale Normungs- und Standardisierungspolitik, Patentpolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), führten durch den Workshop. Einleitend erklärten sie, wie die jeweiligen Länder Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren festlegen. Dabei gingen sie auf aktuelle Herausforderungen ein. Die Länderperspektiven wurden durch Vertreter*innen von Regierungsbehörden, relevanten Qualitätsinfrastruktur (QI) - Institutionen und der Privatwirtschaft ergänzt. Wie die technische Regulierung in Deutschland und Mexiko organisiert ist, veranschaulichten Dr. Julia Barde, Referentin für Nationale und Internationale Normungs- und Standardisierungspolitik, Patentpolitik im BMWi, und Emeterio Mosso, verantwortlich für den Sektor Leichtindustrie in der DGN.

 

VDE und COMENOR vertreten Normungsorganisationen

Auf Prinzipien des Normungssystems und der daran beteiligten Akteure, gingen Florian Spiteller, Bereichsleiter External Relations & Support der DKE und Vorstandsmitglied der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) und Juan Manuel Rosales, Präsident des Mexikanischen Rates für Normung und Konformitätsbewertung (COMENOR) ein.

 

Freiwillige Normen einzuhalten, bringt Vorteile

Dass sich der Privatsektor an technischen Regulierungs- und Normungsprozessen beteilige, sei wichtig. Dies bestätigten Hans-Peter Bursig, Geschäftsführer des Fachverbands Elektromedizinische Technik im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und Hugo Gómez, Präsident der Nationalen Kammer der Elektroindustrie (Cámara Nacional de Manufacturas Eléctricas, CANAME). Die Industrievertreter waren sich einig, dass es vorteilhaft für die Industrie sei, freiwillige Normen einzuhalten.

 

Dr. Thomas Zielke, BMWi und Alfonso Guati Rojo Sánchez, SE nehmen an der "Cycle of Workshops IV" teil. Screenshot © GIZ - GPQI

Normas Oficiales Mexicanas von Normas Mexicanas unterscheiden

Alfonso Guati Rojo Sánchez erklärte, dass in Mexiko offizielle technische Regulierungen (Normas Oficiales Mexicanas, NOM) existieren. Im Gegensatz zu den freiwilligen mexikanischen Normen (Normas Mexicanas, NMX), sind NOMs verpflichtend für alle Akteure. Sie werden von Regulierungsbehörden herausgegeben. Interessierte Parteien können an ihrer Erstellung mitwirken und technische Unterstützung leisten. NOMs dienen dem Schutz öffentlicher Interessen und tragen so zum Gesundheitsschutz, Schutz für Verbraucher*innen, Lebensmittelsicherheit, Bildung und Kultur, Umweltschutz und öffentliche Arbeiten und Dienstleistungen bei.

 

NMX legen technische Spezifikationen für bestimmte Produkte und Dienstleistungen fest. Sie werden von der Wirtschaft vorangetrieben und haben einen industriellen, kommerziellen und privaten Ansatz. NMX werden hauptsächlich von nationalen Normungsorganisationen und normungsberechtigten Einheiten, wie z. B. Unternehmen, Kammern, Verbänden oder Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, erarbeitet. NMX werden von technischen Normungsausschüssen analysiert, überprüft und beraten. Regulierungsbehörden dürfen nur in Ausnahmefällen Normungsaufgaben wahrnehmen.

 

© GIZ - GPQI/Reilly Dow

Die Normung in der Europäischen Union

Dr. Thomas Zielke beschrieb den Normungsprozess in der der Europäischen Union (EU) aus deutscher Perspektive. Technische Vorschriften werden von staatlichen Behörden entwickelt. Auf europäischer Ebene werden sie von der Europäischen Kommission erarbeitet. Für alle Mitgliedsstaaten sind sie gleichermaßen gültig. Technische Vorschriften legen technologieneutral wesentliche Schutzziele fest. Auf dem europäischen Markt sei man bemüht, durch technische Vorschriften Verbraucher*innen und die Umwelt zu schützen. Dabei sei es wichtig das Gleichgewicht zwischen Innovationsförderung und Verbraucherschutz bzw. Umweltschutz herzustellen.

Die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) sind die anerkannten nationalen Normungsgremien in Deutschland. Die öffentliche Hand kann sich als interessierte Partei an der Entwicklung von Normen beteiligen, wie jeder andere Stakeholder auch.

 

Dr. Julia Barde erläuterte, dass es auf europäischer Ebene verschiedene rechtliche Instrumente für technische Vorschriften gibt - in der Regel sind dies Verordnungen oder Richtlinien. Von der Europäischen Kommission entwickelte Verordnungen sind verbindliche Rechtsakte, die alle Mitgliedsstaaten umsetzen müssen. Richtlinien geben Ziele vor und können in jedem Land der EU unterschiedlich umgesetzt werden. Jeder Mitgliedsstaat muss über seine Aktionspläne berichten, die mit den EU-Rechtsinstrumenten kompatibel sein müssen. Alles unterliegt dem Gebot der Transparenz.

 

Durch die Normung bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig

Im Fall von Mexiko erwähnte Emeterio Mosso, dass die technischen Vorschriften von verschiedenen öffentlichen Stellen verwaltet werden. Sie haben die Aufgabe, die technischen Vorschriften alle fünf Jahre zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie noch auf die aktuellen Bedingungen zutreffen und die Entwicklung der Technologie berücksichtigen. Aus Handelssicht sind etwa 80 technische Vorschriften beim Import zu beachten. Qualitätsinfrastruktur verbindet somit freien Warenaustausch mit Produktsicherheit.

 

Aus dem Bereich der Normung erklärte Florian Spiteller, dass es in Deutschland eine Normungsstrategie gibt, die gemeinsam mit dem BMWi und anderen Stakeholdern entwickelt wurde. Sie umfasst fünf Ziele, darunter zum Beispiel die Handelserleichterung auf internationaler und europäischer Ebene, die Unterstützung staatlicher Regulierung durch öffentlich-private Partnerschaften und die Entwicklung eines Netzwerks, das neue Themen identifizieren kann.

 

Juan Manuel Rosales erklärte, dass Mexiko anstrebt, alle Interessengruppen an der Normung zu beteiligen - zum Beispiel durch die Teilnahme an den nationalen technischen Komitees. Eine Herausforderung besteht jedoch darin, auch mehr Expert*innen einzubeziehen und die Professionalisierung einer Normungslaufbahn zu fördern. Die Zusammenarbeit zwischen Normungsorganisationen, Behörden, Industrie und Verbraucher*innen ist für eine erfolgreiche Normungsarbeit unerlässlich.

 

Aus Sicht der Privatwirtschaft waren sich Hans-Peter Bursig (ZVEI) und Hugo Gómez (CANAME) einig, dass die Einhaltung von Normen es der Industrie ermöglicht, bessere Dienstleistungen anzubieten. Außerdem können dadurch die Sicherheit und Qualität von Prozessen und Produkten gewährleistet werden. Gleichzeitig fördert sie die technische Entwicklung und Innovation. Unternehmen beteiligen sich an Normungsorganisationen, weil sie so zukünftige technologische Trends erkennen und diese schließlich in Produkte integriert werden können. Die Normung ermöglicht es Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

Weitere Themen, die im Workshop diskutiert wurden, betrafen die Bedeutung der Normung für die Handelserleichterung und die Anwendung digitaler Werkzeuge in der Normungsarbeit. Ein abschließender Gedanke konzentrierte sich auf die Herausforderung, schnell auf neue Waren und Dienstleistungen zu reagieren. In diesem Zusammenhang wies Dr. Thomas Zielke darauf hin, dass die Regierung, die Rahmenbedingungen schaffen muss, um die digitale Normung zu fördern. Die Entwicklung von Normen muss konsensbasiert und transparent sein und sich an der technologischen Produktinnovation orientieren.

 

Wie geht es weiter?

Der nächste und letzte Workshop der Reihe findet am 17. November 2021 statt. Diskutiert werden Herausforderungen und Chancen der Metrologie in einer digitalen Wirtschaft.

 

Zurück

Top